Wenn der Magen verrückt spielt – chronisches Erbrechen beim Welpen

So süß sie auch sind, kurznasige Hunderassen wie Mops und Französische Bulldogge leiden unter einer Reihe von angeborenen Erkrankungen. Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass Atemwegsprobleme bei diesen Hunden mit den kurzen Schnauzen (Brachyzephalen) zu großen Problemen führen können. Leider gibt es noch weitere angeborene Erkrankungen, die nur wenige Menschen kennen. Angeborene Magenprobleme. Durch eine vermehrte Faltenbildung und Verdickung der Magenwand kann es zum Beispiel zur Verlegung des Magenausgangs und damit zu chronischem Erbrechen kommen. Tatsächlich leiden Französische Bulldogge & Co. häufiger unter Magen-Darm-Problemen als andere Rassen. Nicht immer sind sie so auffällig wie bei der kleinen Molle. Als die fünf Monate alte Französische Bulldogge vorgestellt wurde, litt sie an chronischem Erbrechen und war unterernährt. Molle war immerzu hungrig und wollte den ganzen Tag lang fressen. Im Anschluss an die Futteraufnahme erbrach sie sich jedoch meist. So konnte Molle Nährstoffe nicht aufnehmen, die für ihr Wachstum wichtig waren.

Blick in den Magen

Da die medikamentösen Therapieversuche Molle nicht halfen, wurde sie einer Ultraschalluntersuchung und dann einer Magenspiegelung unterzogen. Dabei fiel auf, dass ihr Magen am Ausgang zum Dünndarm dicke wulstige Schleimhautringe bildete. Diese verhinderten, dass das Futter den Magen verließ. Immer, wenn Molle gefressen hatte und ihr Magen sich entleeren wollte, wurde das Futter nach oben geschoben und die junge Hündin übergab sich.

Einzige Lösung: OP

Da Molle mit fünf Monaten schon sehr dünn war, galt es, keine weitere Zeit zu verlieren. Nur eine einzige Maßnahme konnte ihr dauerhaft Linderung verschaffen: die operative Entfernung der massiv verdickten Magenwand. Je nach Ausprägung der Schleimhautfalten gibt es verschiedene Operationsmöglichkeiten. Entweder wird die Magenwand nur etwas erweitert oder die Engstelle wird ganz entfernt. Bei Molle gab es keine andere Möglichkeit, als den gesamten Magenausgang ringförmig zu entfernen und den verbleibenden Magen an den Zwölffingerdarm zu nähen. Nur so konnte das Futter künftig ungehindert aus dem Magen in den Dünndarm gelangen. Dabei handelt es sich um einen großen Eingriff, der in Molles Fall von der Vorbereitung bis zum Aufwachen rund zweieinhalb Stunden dauerte.

Molles Genesung

Da der genähte Magendarmtrakt nach dem Eingriff erst einmal wieder verheilen muss, wurde Molle ganz vorsichtig und mit sehr kleinen Portionen angefüttert. Die Menge der Magen-Darm-Schonkost steigerte sich täglich, bis eine altersgerechte Tagesration erreicht und Molle endlich
nicht mehr ständig hungrig war. Vier Tage nach der Operation durfte Molle nach Hause. Sie musste sich dort noch weitere zehn Tage schonen und bei Spaziergängen immer brav an der Leine gehen. Schließlich brauchte die Bauchwunde Zeit, um zu heilen. Molle war während
dieser Zeit stets guter Dinge. Drei Monate später musste sie keine weiteren Medikamente mehr nehmen. Sie freute sich über jeden Löffel Futter und nahm täglich zu, bis sie fünf Monate nach dem Eingriff ein für ihre Rasse übliches Körpergewicht erreicht hatte.

Früh erkennen und handeln

Nicht in allen Fällen erfordert chronisches Erbrechen solch drastische Maßnahmen. Für Molles Krankheitsbild, das sich im Fachjargon Pylorushypertrophie nennt (Pylorus = Magenausgang, Hypertrophie = gutartige Wucherung), bleibtaber meist kein anderer Ausweg. Nur die Operation kann den betroffenen Welpen eine normale Entwicklung ermöglichen. Die Mehrzahl der gesundheitlichen Probleme bei kurznasigen Hunderassen nehmen mit dem Alter zu. Bei dieser
Erkrankung handelt es sich jedoch um ein Problem, das meist schon im Welpenalter auffällt. Es muss unbedingt erkannt und behandelt werden.

Molle geht es heute bestens. Sie ist fit und springt wie ein Flummi herum.

Dieser Artikel ist erschienen in der Zeitschrift „Der Hund“