Ein schmerzhafter Notfall beim Rüden – wenn Steine die Harnröhre blockieren

Diese unangenehme Situation hat der kleine Mischlingsrüde „Gomez“ erlebt. Er hat schon seit längerer Zeit nur noch mit viel Mühe Urin absetzen können und plötzlich ging gar nichts mehr. So sehr er gepresst hat, es kamen nur noch wenige Tropfen Urin und er wurde immer unruhiger und schmerzhafter. Als er in der Tierarztpraxis vorgestellt wurde, hat seine Blase schon seinen halben Bauch ausgefüllt und war steinhart. Er hatte große Schmerzen und fühlte sich sichtlich unwohl.

Harnsteine sind inzwischen sowohl bei Hunden als auch bei Katzen ein häufiger Vorstellungsgrund beim Tierarzt. Da es sehr viele verschiedene Harnsteine gibt, ist es sehr wichtig eine genaue Analyse der Steine und des Urins durchführen zu lassen, um im Anschluss eine individuelle Therapie und Prophylaxe durchzuführen. Oft müssen solche Patienten ein Leben lang mithilfe einer bestimmen Diät oder Medikamenten behandelt werden, um ein erneutes Auftreten dieser Steine zu verhindern.

Bei „Gomez“ wurde als erstes Blut abgenommen, um zu schauen, ob er durch das lange Harnverhalten schon Abweichungen in seinem Elektrolythaushalt zeigte. Diese müssen unbedingt vom Tierarzt korrigiert werden, weil es sonst zum Beispiel zu Herzrhythmusstörungen kommen kann. Zum Glück waren bei ihm noch keine starken Abweichungen von der Norm zu finden und so wurde als erstes ein Röntgenbild vom Bauch angefertigt. Hier konnte man sieben Steine sehen, die die Harnröhre verlegt hatten und dazu führten, dass die Blase schon gefährlich groß geworden ist. Damit war die Ursache für das Harnverhalten schnell gefunden. Im Ultraschall konnte man sehen, dass der Urin schon in beide Nieren zurück gestaut hatte, es war also höchste Zeit das Problem zu beheben, wenn man bleibende Nierenschäden verhindern wollte. Dabei wurde auch etwas Urin aus der Blase entnommen, dessen Analyse Hinweise geben kann auf die Art der Steine und ob gleichzeitig eine Harnwegsinfektion vorliegt, die mit Antibiotika behandelt werden muss.

„Gomez“ wurde in Narkose gelegt, damit man versuchen konnte die Steine mittels eines Katheters zurück in die Blase zu schieben und so die Harnröhre wieder frei zu machen. Dies gelang auch nach wenigen Versuchen und alle Steine konnten in die Blase zurück gespült werden. Wieder in der Blase konnten die Steine über eine sogenannte Zystotomie (chirurgische Eröffnung der Blase) entfernt werden. „Gomez“ hatte Glück, denn manchmal gelingt es nicht die Steine wieder in die Blase zurück zu spülen, weil sie sich in der engen Harnröhre meist auf Höhe des Penisknochens so verkeilen, dass sie nicht mehr frei gespült werden kann. Wenn das passiert, muss die Harnröhre eröffnet werden und eine Harnröhrenfistel angelegt werden. Dies ist sowohl kurz- als auch langfristig mit vielen Komplikationen behaftet und wird daher nur ungern durchgeführt, wenn es keine andere Lösung gibt. Meist kommt es in den Tagen nach der Operation zu Blutungen aus der Wunde und wenn die Fistel verheilt ist, erkranken diese Patienten häufig an Blasenentzündung. Zum Glück ist unserem Patienten diese Tortur erspart geblieben und er konnte schon am Abend der Operation bei gutem Allgemeinbefinden und Urinabsatz im Stahl entlassen werden.

Die Steinanalyse hat dann ergeben, dass es sich um sogennante Tripelphosphatsteine gehandelt hat. Diese werden jetzt mithilfe einer harnansäuernden Diät und … behandelt. „Gomez“ muss regelmäßig zum Tierarzt seinen Urin anschauen lassen, damit man kontrollieren kann, ob die Diät wirkt und sich nicht wieder neue Steine bilden.

„Gomez“ mag sein neues Futter sehr gerne und verschlingt es mit Appetit.

 

Dieser Artikel ist erschienen im Heft 05/18 der Zeitschrift „Der Hund“